Lötzener Seekanalbrücke wieder befahrbar
in den Originalzustand gebracht
Lötzen. Es geschah Anfang des Jahres: Ein russischer LKW-Fahrer missachtete sämtliche Warn-, Sperr- und Verbotsschilder, bog, von Rhein kommend, in die Zufahrt zur Stadt Lötzen ein und befuhr vorschriftswidrig die denkmalgeschützte Klappbrücke über den Lötzener Seekanal, die dadurch stark beschädigt wurde und seither für den gesamten Verkehr, sowohl zu Lande als auch zu Wasser, unpassierbar war (PAZ berichtete). Eine Firma aus Wilkassen stellte das historische Bauwerk im Auftrag der Stadt wieder her. Das Amt für Denkmalpflege des Regierungsbezirks Allenstein war von Anfang an in die Planungen zur Instandsetzung eingebunden; der zuständige „Konservator“ (so heißen die Restauratoren in Polen) überwachte nicht nur die Arbeiten persönlich, sondern forderte auch bei dieser Gelegenheit die originalgetreue Restaurierung, d. h. als Drehbrücke! Anfang Mai war die Brücke, die eine der Sehenswürdigkeiten Lötzens darstellt, vollständig in den alten Zustand gebracht und für den Verkehr wieder geöffnet.
Die Brücke war Anfang der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts als zweiteilige Drehbrücke errichtet worden. Nachdem sie am 4. September 1859 unter einem schwerbeladenen Pferdefuhrwerk zusammengebrochen war, wurde sie als einteilige Drehbrücke neu errichtet.
Der jetzige Zustand entspricht fast hundertprozentig dem des späten 19. Jahrhunderts. Das ist ohne Zweifel auch das Verdienst der polnischen Denkmalpfleger, die zunehmend Gespür für die Geschichte Ost- und Westpreußens entwickeln und deshalb immer häufiger auf die Archive der Landsmannschaft zurückgreifen, um bei der Rekonstruktion historischer Gebäude oder technischer Einrichtungen möglichst den ursprünglichen Zustand zu erreichen – ein weiterer Beleg dafür, daß die Zusammenarbeit der Landsmannschaften mit den unteren Behörden in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Vertreiberländer nicht nur immer besser funktioniert, sondern von dort immer öfter geradezu gesucht wird!
Text: Rainer Claaßen / Fotos: Dorota Pilecka (2011)