Auf Initiative von Landeskulturwart Hans-Joachim Pfau, gleichzeitig Vorsitzender des Pangritz-Clubs, der schon seit vielen Jahren über beste Kontakte in seine Heimatstadt Elbing verfügt (der PREUSSEN-KURIER berichtete wiederholt), besuchte in diesem Jahr erstmalig eine Elbinger Schule den Freistaat Bayern. Über die Eindrücke der Reiseteilnehmer berichtet Deutschlehrerin Lucyna Rejchert.
Das war eine unvergessliche Reise! Vom 14. bis zum 21.09.2013 besuchten 25 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Nr.9 in Elbing den schönen Freistaat Bayern. Die Einladung zu diesem fantastischen Besuch kam von einem gebürtigen Elbinger, dem Mann, der in unserer Stadt sehr bekannt ist, von Hans Joachim Pfau. Herr Pfau ist ein guter Freund unserer Schule (der ehemaligen Schichauschule).
Den Besuch finanziell ermöglichten das bayerische Sozialministerium, die Landsmannschaft der Ostund Westpreußen in Bayern, private Sponsoren aus der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen. Acht Tage hatten die Schüler und Schülerinnen eine einmalige Gelegenheit, die bekannten Städte zu besichtigen, Geschichte und Kultur des Landes Bayern kennenzulernen und die regionale Küche zu probieren.
Nach einer langen und anstrengenden Reise wurde unsere Gruppe ganz herzlich von den Veranstaltern in Ingolstadt, und zwar in einem typisch bayerischen Restaurant, begrüsst. So lernten wir den Landesvorsitzenden der LOW Bayern Friedrich-Wilhelm Böld, seine Frau Pia Lingner-Böld, den stellvertretenden Landesvorsitzenden Rainer Claaßen und Herrn Waldemar Schwarz kennen. Selbstverständlich war Herr Pfau dabei. Und schon am ersten Tag wurden wir mit den riesigen Portionen regionaler Spezialitäten konfrontiert! Leider nicht alle von uns kamen aus dem Versuch siegreich heraus, unsere Teller waren am Ende noch halb voll! Wir stellten fest, die bayerische Küche ist zwar lecker, aber deftig und schwer im Magen. Nach dem Essen fuhren wir zur Jugendherberge, die in einem historischen Festungsgebäude residiert, und erholten uns von der Reise. Von dort aus unternahmen wir unsere täglichen Ausflüge.
Am nächsten Tag besichtigten wir Ingolstadt, die Stadt, die ihren Reichtum und ihre Entwicklung der Audi-Fabrik (früher DKW) verdankt. Es ist also kein Wunder, dass ein Besuch im Audi Museum eine Pflicht ist.
Aber die Schüler bewunderten nicht nur die Wunder der alten und neuen Automobile, sie waren von der Schönheit der Altstadt und den Fresken der Asam Brüder in der Maria Viktoria Kirche beeindruckt. Das Deutsche Medizinhistorische Museum zeigte uns einen langen Weg des Menschen im Kampf gegen die verschiedenen Krankheiten und die Überwindung der Schmerzen.
Regensburg, die Stadt an der Donau, von den Römern gegründet, war ein weiterer Höhepunkt der Reise. Ein Spaziergang durch die malerischen Straßen der Altstadt machte die Schüler mit ihrer Geschichte vertraut. Sie bewunderten die Kathedrale, gingen den Fluss entlang spazieren und probierten die berühmten gegrillten Würstchen. Nach der Mittagspause besichtigten wir die Walhalla, ein Werk, das nach dem Vorbild des Parthenon gebaut und gestaltet wurde. In einer großen Halle sieht man 129 Marmorbüsten und 65 Gedenktafeln, die von deutscher und europäischer Geschichte zeugen. Die Reihe der Büsten beginnt mit dem deutschen König Heinrich I. und endet mit Sophie Scholl. Die Gedenktafelreihe beginnt mit Hermann dem Cherusker und endet mit Peter Henlein.
Auch in Augsburg hatten die Schüler die Möglichkeit, über die Geschichte der Stadt viel zu erfahren und die Entwicklung der Stadt von einer kleinen römischen Siedlung zu einer modernen, menschenfreundlichen Metropole mit hohem Lebensstandard zu verfolgen. Hier wurden wir sehr herzlich von Bürgermeister Hermann Weber empfangen, und als Erinnerung an den Besuch bekamen die Schüler Abzeichen mit dem Stadtwappen. Die Jugendlichen aus Elbing waren von der Schönheit des Rathauses, besonders vom reich verzierten Goldenen Saal, begeistert. Prächtige Brunnen, reiche Zunfthäuser, schöne Kirchen ergänzen ein vollständiges Bild der Stadt. In dieser Stadt kamen zur Welt zwei berühmte Persönlichkeiten: Leopold Mozart, der Vater von Wolfgang Amadeus Mozart, und Bertolt Brecht, Schriftsteller, Dramatiker und Dichter.
Das nächste Ziel war die Stadt Ansbach. Und obwohl das Wetter an diesem Tag ganz schlecht war (es regnete stark und es war sehr windig), gelang es uns die Markgräfliche Residenz, wie auch den markgräflichen Garten und die Orangerie zu besichtigen.
Der interessanteste Punkt der Reise nach Bayern war ein Ein-Tages-Aufenthalt in der Hauptstadt München. Hier trafen wir uns zuerst mit dem Leiter des Hauses des Deutschen Ostens, Dr. Andreas Otto Weber. Die Schüler besuchten eine Ausstellung „Cranz, Zoppot, Rigaer Strand. Ostseebäder im 19. und 20. Jahrhundert“. Danach bestaunten wir die große Bibliothek und schließlich folgte das gemeinsame Mittagessen. Nach dem Treffen machten wir eine Stadtrundfahrt. Und obwohl man die Schönheit der Stadt durch das Fenster bewunderte und sich dabei ein bisschen unzufrieden fühlte, blieben in unserer Erinnerung die wichtigsten Orte, an denen wir vorbeifuhren: Allianz Arena, Odeonsplatz, Isartor, Siegestor, Olympiapark, Schloßpark Nymphenburg und viele andere Gebäude, die bekannte Museen beherbergen. Den berühmten Marienplatz – der zentrale Punkt der Stadt und die Marienkirche mit ihren charakteristischen, hohen Türmen haben die Schüler in ihrer Freizeit besichtigt. Und weil in drei Tagen in München das Oktoberfest begann, traf man schon die Touristen aus der ganzen Welt. Erschöpft, aber sehr zufrieden, kamen wir zur Jugendherberge.
Den letzten Tag in Bayern begannen die Jugendlichen mit der Busreise durch das romantische Tal des Flusses Altmühl zu einer auf dem Felsen gelegen Burg. Die Burgbesichtigung war sehr interessant, alle waren beeindruckt, besonders als unser Reiseleiter für uns einen Abschnitt aus dem „Nibelungenlied”, einem berühmten mittelalterlichen Heldenepos, sang. Seine fantastische Stimme klingt immer noch in unseren Ohren. Danach fuhren wir zur Befreiungshalle in Kelheim, einem Denkmal auf dem Michelsberg, das im Andenken an die gewonnenen Schlachten gegen Napoleon während der Befreiungskriege in den Jahren von 1813 bis 1815, errichtet wurde.
Zum Schluß machten wir eine unvergesslich schöne Schifffahrt auf der Donau durch die Weltenburger Enge (Donaudurchbruch) zum Kloster Weltenburg. Die Weltenburger Enge ist eine der schönsten und bekanntesten Sehenswürdigkeiten Bayerns. Hier bahnt sich die Donau in einer engen Schlucht den Weg durch die harte Kalktafel des Oberen Jura. Die schöne Aussicht war atemberaubend, und die spätbarocke Kirche, die wir sahen, lässt sich mit nichts vergleichen. Die Brüder Asam, Cosmas Damian und Egid Quirin holten den Himmel auf die Erde. Es gelang ihnen auf beeindruckende Weise, Malerei, Plastik, Lichtführung, Raumgestaltung und Architektur zu einem einheitlichen Gesamtkunstwerk zu verbinden.
Auf dem Heimweg besichtigten wir die Stadt Nürnberg. Und obwohl schon alle sehr müde waren, erwies sich der Spaziergang (bei sonnigem Wetter) durch die Altstadt bis zum Markt, als reines Vergnügen. Ausgestattet mit Lebkuchen und neuen Eindrücken fuhren wir nach Hause zurück.
Wir vergessen diese Reise nicht, wir werden uns lange an sie erinnern, vor allem an die Leute – unsere neuen Freunde und an die Gastfreundschaft, mit der wir empfangen wurden.
Wir möchten uns bei allen sehr herzlich bedanken. Wir danken für die Einladung, die Programmerstellung, für die finanzielle Unterstützung, die Wärme und liebevolle Betreuung.
Text: Lucyna Rejchert / Fotos: Lucyna Rejchert, Hans-Joachim Pfau